Endet Solidarität am Mittelmeer? MdB Michel Brandt diskutiert in gut gefülltem Café SAM

„Endet Solidarität am Mittelmeer?“ fragte der Stadtverband der LINKEN am 14.2.2020 im Sinsheimer Café SAM. Zu Gast war der linke Bundestagsabgeordnete Michel Brandt. In einem fundierten und packenden Vortrag berichtete er von seinen Erfahrungen mit der Seenotrettung und analysierte mit dem Wissen des Bundestagsabgeordneten die gegenwärtige deutsche und europäische Flüchtlingspolitik.

U.a. griff Michel Brandt die EU für die Zustände in den von ihr betriebenen griechischen Flüchtlingslagern scharf an. Das Lager auf Lesbos z.B. sei für einen Bruchteil der Menschen ausgelegt, die derzeit darin verharren müssten. „Insbesondere die Situation von Frauen, Kindern und Jugendlichen ist prekär. Die Kinder können nicht einmal zur Schule gehen und wachsen in Hoffnungslosigkeit auf,“ so der Bundestagsabgeordnete. Die Bundesregierung ihrerseits arbeite mit Warlords in Libyen zusammen, die Flüchtlinge unkontrolliert und unter unmenschlichsten Bedingungen in Lagern hielten. Michel Brandt klagt weiter an: „Die Milizen foltern Geflüchtete, um Gelder von Angehörigen zu erpressen. Sklavenarbeit ist an der Tagesordnung. Die einzigen, die die EU erreichen, sind junge Frauen. Sie werden über das Mittelmeer gebracht, um in Europa in der Zwangsprostitution zu landen. Auch das Schicksal tausender verschwundener Kinder und Jugendlicher ist weiter unklar.“ Außerdem verschiebe sich die Todesgrenze vom Mittelmeer in die Sahara, in der immer mehr Flüchtlinge ihr Leben ließen. Rund 30 Gäste waren gekommen, um Brandts Vortrag zu hören und sich konstruktiv einzubringen, darunter viele, die selbst über das Mittelmeer fliehen mussten. Das Café war gut gefüllt. In der sich anschließenden Diskussionsrunde wurde Brandt nach Fluchtursachen und Lösungsansätzen befragt. Auch der Umgang mit rechtsextremen Menschenfeinden und praktische Solidarität kamen zur Sprache. Am Ende waren sich alle einig: Solidarität mit Flüchtlingen ist eine absolute menschliche Notwendigkeit! Und: die rassistische deutsche und europäische Flüchtlingspolitik gehören durch eine Flüchtlingspolitik ersetzt, die sich am Menschenrecht orientiert und legale Fluchtrouten organisiert.