Die Forderung der IG Metall nach einer individuellen Absenkung der Arbeitszeit ist richtig und wichtig. Sie schafft für die Beschäftigten nicht nur ein Stück „Eigenverantwortung“ für ihre wertvolle Zeit, sondern sie gibt auch der Gesellschaft ein wichtiges Signal für die notwendige Forderung nach einer weitergehenden deutlichen Absenkung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich.
Denn viele Fachleute sagen wegen der weiteren technischen Entwicklung für die kommenden Jahre einen Frontalangriff auf gute Arbeitsplätze voraus. Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet zum Beispiel in ihrer jüngsten Vorhersage vom November 2017 mit 18 Millionen Jobs, die allein in Deutschland verloren gehen. Weltweit sollen es sogar 800 Millionen Arbeitsplätze sein.
Selbst wenn diese Zahlen übertrieben erscheinen und nur die Hälfte der Arbeitsplätze verloren ginge, wären die Folgen für alle Lebensbereiche gewaltig. Neu geschaffene Jobs würden mit hoher Wahrscheinlichkeit schlechter bezahlt und ohne soziale Sicherheit. Eine Lebensplanung wäre damit unmöglich. Soll das unsere Zukunft sein? Kann unser Wirtschaftssystem, das nicht den Menschen, sondern die Gewinne von Wenigen, zum Maß aller Dinge macht, überhaupt noch eine Lösung für die Zukunft sein? Was wäre heute los, wenn die IG Metall nicht schon die 35 Stunden Woche erkämpft hätte? Wie muss eine Wirtschaftsordnung aussehen, die die Menschen nicht zu Opfern, sondern zu Nutznießern des technischen Fortschrittes macht? Darüber möchten wir gerne mit Ihnen auf unserer Veranstaltung sprechen, zu der wir Sie herzlich einladen!
Industrie 4.0
Nach dem sozialen Einbruch in Deutschland wegen der Agenda 2010, nun auch noch Industrie 4.0?
In der sogenannten Industrie 4.0 werden intelligente Maschinen miteinander vernetzt und organisieren selbstständig und fast vollautomatisch die Produktion.
Dennoch basiert der Kapitalismus auf der Verwertung menschlicher Arbeitskraft. Mit der Rationalisierung und Digitalisierung entzieht er sich selbst die Grundlage. Egal welcher Studie man glaubt: Millionen Arbeitsplätze in Deutschland sind gefährdet; sozialversicherungspflichtige wie geringfügig Beschäftigte werden von Robotern und Software ersetzt. In den Produkten steckt kaum noch menschliche Arbeitskraft.
Das Ergebnis einer Digitalisierung unter heutigen Bedingungen würde einer realen Dystopie gleichen: entgrenzte Arbeitszeiten, Totalüberwachung und Billiglöhne, Elend für die zahlreichen “Überflüssigen“ einer neuen Dienstbotenklasse und für die glücklichen Wenigen ein abgeschottetes Paradies. Es ist daher ein ganz schlechter Witz, wenn sich FDP und CDU nun “Vollbeschäftigung” versprechen und behaupten, sie wären der „Anwalt der neuen Möglichkeiten der Digitalisierung“. Sie sind ihr Albtraum. Und dieser Albtraum zeigt sich schon jetzt im beruflichen Alltag vieler Menschen. Die Arbeitgeberseite versucht, die hart erkämpften Rechte der Erwerbstätigen auszuhöhlen. Verlängerte und entgrenzte Arbeitszeiten durch ewige Erreichbarkeit sind de facto Lohnkürzungen.
Was wir brauchen, ist mehr Zeitwohlstand für alle, damit die Früchte der digitalen Revolution allen zugutekommen. Das heißt nicht zuletzt: Wir müssen über radikale Arbeitszeitverkürzung reden, – und zwar mit vollem Lohnausgleich! Nur das würde beispielsweise auch eine Pflege- und Sorgearbeit ermöglichen, die nicht einfach nur wieder Kosten für Soziales individualisiert und damit auf die Betroffenen abwälzt. Alle arbeiten weniger, damit bezahlte Arbeit besser verteilt wird.
Digitalisierung und Automatisierung rollen uns für dieses Projekt den roten Teppich aus. Denn wenn der technische Fortschritt es möglich macht, immer mehr in immer kürzerer Zeit zu produzieren, sollten die Menschen auch immer weniger arbeiten müssen – ohne deshalb weniger in der Tasche zu haben. Punkt. Die Forderungen der IG Metall sind dazu ein erster Schritt in die richtige
Medienhinweise:
Tarifkonflikt
- Bernd Riexinger (Vorsitzender der Partei DIE LINKE.): Arbeitszeitverkürzung ist finanzierbar
- Solidarität mit den Metallerinnen und Metallern in ihrer Tarifrunde
- IG Metall – Metall-Tarifrunde 2018
- junge Welt: Konzerne provozieren Bei den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie stellen die Unternehmen Gegenforderungen. Gewerkschaft bereitet Warnstreiks vor
Industrie 4.0
- Kollege Roboter – Industrie 4.0 – wir werden (fast) alle arbeitslos https://netzfrauen.org/2017/03/14/industrie-4-0/
- Zerstörerische Schöpfung
Beim »Crowdworking« werden Aufträge digital für einen anonymen Arbeitskräftepool ausgeschrieben. Auf diesem Wege wird das Arbeitsrecht weiter ausgehöhlt. Doch Unternehmensvertreter diskutieren offen: Jeder soll ein »Selbständiger« sein https://www.jungewelt.de/artikel/324665.zerst%C3%B6rerische-sch%C3%B6pfung.html - Roboter könnten 18 Millionen Deutsche arbeitslos machen! Es ist ein düsteres Bild des deutschen Arbeitsmarktes: Roboter und Software könnten in den nächsten Jahrzehnten 18 Millionen Arbeitnehmer ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommen Volkswirte der Bank ING-Diba. https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/industrie40/roboter-koennten-18-millionen-deutsche-arbeitslos/
- 04.12.2017: Roboter könnten bald diverse Stellen besetzen (Tageszeitung junge Welt) https://www.jungewelt.de/artikel/322912.roboter-könnten-bald-diverse-stellen-besetzen.html
- 800 Millionen Jobs sollen weltweit durch Automatisierung verloren gehen! Das McKinsey Global Institute verbreitet dennoch systemkonforme Botschaften und Hoffnung für Gärtner, Klempner und Pfleger | Telepolis https://www.heise.de/tp/features/800-Millionen-Jobs-sollen-weltweit-durch-Automatisierung-verloren-gehen-3904767.html
- Roboter ersetzen die Hälfte der Belegschaft: Es ist eine surreale Vorstellung, dass Roboter eines Tages die Arbeit von Menschen übernehmen. In einem chinesischen Verteilzentrum aber wird die menschenleere Fabrik gerade ein Stück realistischer. https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/industrie40/roboter-ersetzen-haelfte-belegschaft/
- Hans-Jürgen Urban: Digitale Revolution – wer sagt, wo`s langgeht? https://www.youtube.com/watch?v=Cwfzw8ClfB0&list=PLilwKYfIfnAwbTlpFlIu2Gm5y1KwLg8po&index=14
- 04.12.2017: Überwacht und gestresst (Tageszeitung junge Welt) https://www.jungewelt.de/artikel/322770.überwacht-und-gestresst.html
- Die reichsten 1 Prozent besitzen mehr als 50 Prozent des globalen Vermögens | Telepolis https://www.heise.de/tp/features/Die-reichsten-1-Prozent-besitzen-mehr-als-50-Prozent-des-globalen-Vermoegens-3890296.html
- Perspektiven für Industrie 4.0: Professor Mausfeld über autoritären Neoliberalismus. Statt Kampf gegen Armut läuft Kampf gegen Arme. Neue Möglichkeiten für Verwaltung der von Eliten identifizierten „Überflüssigen“ im Hartz IV Schikane-System https://www.youtube.com/watch?v=aK1eUnfcK4Q&index=1&list=PLilwKYfIfnAzBTw15GCE7wUuNB3XEInHz&t=1s
- Fakt: Roboter werden viel Arbeit erledigen. Wie viel genau, lässt McKinsey bis zum Jahr 2030 ausrechnen https://amp.n-tv.de/wirtschaft/Roboter-kosten-Millionen-Jobs-article20163583.html
- Dirk Müller über unsere akuten Probleme: Dirk Müller, auch bekannt unter dem Spitznamen „Mr. Dax“, stellt Müller fest, dass der Abschied vom Verbrennungsmotor längst beschlossene Sache ist. Was das für Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben wird, erläutert Müller im Gespräch. https://www.youtube.com/watch?v=HuNiAOtrSAA&list=PLilwKYfIfnAwbTlpFlIu2Gm5y1KwLg8po&index=14
- New Yorks neue, große Depression: Rekordzahl Obdachloser https://youtu.be/x8i2av7feco
- Statt eines Heer der „Überflüssigen“ durch Industrie 4.0: Sinnvolle Technologie zur Eliminierung monotoner oder gefährlicher Arbeit ist nur ohne Kapitalismus machbar. https://www.fraunhofer.de/de/forschung/forschungsfelder/produktion-dienstleistung/industrie-4-0.html
- Industrie 4.0 Dossier: https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/industrie40/
Bürgerrechte
- ver.di bekennt sich zu friedlichen Protesten rund um G20-Gipfel in Hamburg https://www.redglobe.de/deutschland/bundeslaender/hamburg/10013-ver-di-bekennt-sich-zu-friedlichen-protesten-rund-um-g20-gipfel-in-hamburg
- junge Welt: Polizeigewalt gegen Gewerkschafter IG Metall protestiert gegen Körperverletzung durch Beamte während AfD-Parteitag
- G20 heißt auch: Gipfel der Überwachung https://rote-hilfe.de/153-news/rhz-neue-ausgabe/846-rote-hilfe-zeitung-4-2017-erschienen
- Staat im Stadtstaat Hamburg: Nicht erst seit G20 werden Polizei und Justiz zu einem Problem für die Demokratie https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/staat-im-stadtstaat
Hinterlasse einen Kommentar